digitales Filmprojekt

WEINEN ist ein digitales Storytelling-Projekt, das eine Sammlung von Kurzfilmen zeigt. In den Videos erzählen Schauspieler*innen ihre Geschichte des Weinens.

Tränen offenbaren die Gefühle eines Menschen, und auch der Versuch, sie zu unterdrücken, bleibt meist nicht unverborgen. Wer weint, ist traurig oder gerührt, verzweifelt, wütend oder glücklich. In den meisten Fällen. Denn mit gespielten Tränen lassen sich Situationen und die Gefühle des Gegenübers manipulieren – die Aufdeckung des möglichen Fake wird als Enttäuschung empfunden. Denn Tränen zeigen als starkes Signal den Wunsch nach Verbundenheit, erzeugen Empathie – mehr als jedes Wort dies kann.

Warum und wie weinen sie auf der Bühne oder vor der Kamera? Was bedeutet es, eine andere zu spielen, die weint? Gibt es überhaupt falsche Tränen oder sind Tränen nicht immer echt?

Sicherlich nicht ohne Grund war es gerade dieses Thema, mit dem wir uns zu Beginn der Covid19-Pandemie beschäftigt haben. Neben der konkreten Reflexion über die Herstellung von Emotionalität in künstlerischen Werken, öffnet das Projekt durch die erzählten Geschichten einen Raum für Verunsicherung und Traurigkeit, die in der gegenwärtigen Situation zu wenig Platz gefunden haben.

Bedingt durch die Corona-Pandemie haben wir ein Prozedere für die Entwicklung der Webseite und die Videos entworfen, das ohne räumlichen Kontakt die gemeinsame Arbeit von Schauspieler*innen und Regie ermöglicht. Mit einem prototypischen Video als Vorlage, einem Paket, das eine GoPro-Kamera, ein Stativ, Mikro und Hintergrund enthält sowie einer Telefon-Schaltung zur Regie wurden die Interviews geführt. Das Paket reiste mit seinem Interview-Auftrag durch die Republik.

 

 „Es gibt viele Formen von Traurigkeit und hier bekommen sie ihre Gesichter. Zu den Teilnehmenden gehören auch aus Fernsehen bekannte Gesichter wie Hauke Heumann, Theatermusiker wie Lars Wittershagen oder Marc Prätsch, der frühere Leiter des Jungen Schauspiel Hannover. Am Ende weinen sie immer. (…) Und sie erzählen nicht zuletzt von einer Zeit, die zum Weinen ist, gerade für Kunst und Kultur, in der Sicherheiten und Existenzen wegbrechen, ohne dass das ausreichend thematisiert würde, und in der täglich hunderte Menschen an dem Virus und seinen Folgen sterben.“
Neue Presse, Stefan Golisch, 27.11.2020

 

„Wer worüber wie weint – und wer es besser lässt – ist eines der großen übergreifenden Themen der Serie, die sich hier aus verschiedenen Perspektiven um Fragen von Race, Class und Gender sortieren. Auch scheint es in Sachen bewussten Umgangs mit Intimitätsfragen große Unterschiede zwischen Akteur:innen der freien Szene und ihren Kolleg:innen aus den Stadt- und Staatstheatern zu geben.

Das allerdings sind Eindrücke, keine klaren Fronten – und es wäre auch beknackt, hier nun nachträglich durch zudeklinieren, was die Serie bewusst zwischen den Zeilen belässt. Ihre große Stärke ist ja gerade, dass die mitunter stark auseinandergehenden Positionen eben nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern mit vollem Recht nebeneinanderstehen.“
taz, Jan-Paul Koopmann, 21.11.2020

 

Julia Roesler: „Es ist unser Eindruck, dass das im Bereich Film anerkannt und akzeptiert ist, dass es da eine starke Rezeptionserfahrung gibt, und auf den Theaterbühnen verschwindet es zunehmend. Gerade im Performancebereich wird das Weinen ganz kritisch angesehen. Damit ist natürlich auch eine Frage verknüpft, was bedeutet es eigentlich, wenn ein bestimmter Emotionsausdruck nicht mehr stattfindet auf der Bühne?“
Fazit Deutschlandradio Kultur im Interview mit Julia Roesler, 4.11.2020

Mit: Ariane Andereggen, Robin Arthur, Imme Beccard, Matthias Buss, Gina Calinoiu, Angelika Fornell, Bettina Grahs, Carsten Hentrich, Hauke Heumann, Ursula Hobmair, Alrun Hofert, Sven Hönig, Thomas Lichtenstein, Ahmad Kiki, Nicolas Matthews, Denise M’Baye, Sithembile Menck, Caroline Nagel, Tim Porath, Marc Prätsch, Franziska Roloff, Christine Rollar, Martin Schnippa, Fanny Staffa, Lars Wittershagen

Konzept werkgruppe2

Regie Julia Roesler

Dramaturgie Silke Merzhäuser

Schnitt Isabel Robson

Webseite Jan Frölich

Launch Webseite: 1.11.2020

Gefördert durch die Stiftung Niedersachsen, mit Mitteln der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH und der Hessischen Kulturförderung im Rahmen des Kulturförderprogramms „Hessen kulturell neu eröffnen“.

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