dokumentarisches Inszenierung

ÜBERLEBEN

Die Klinikmorde, die zwischen 2000 – 2005 in den Krankenhäusern Oldenburg und Delmenhorst geschehen sind, übersteigen unsere Vorstellungskraft. Die Anzahl der Getöteten und der versuchten Tötungen ist zu hoch, der Zeitraum, in dem der Täter über viele Jahre scheinbar unbemerkt handelte, zu lang und das Vertrauen in das medizinisches Versorgungssystem, dem auch wir jederzeit ausgeliefert sein können, wurde unmittelbar zerstört.
Wie geht eine Stadt mit diesem Ereignis um, das jetzt Teil der eigenen Geschichte ist? 

Das Theaterprojekt sucht nach offenen Fragen und nach den Leerstellen in den Erzählungen, die das Verstehen des Geschehenen so schwierig machen. Die Grundlage für die Inszenierung bilden ausschliesslich Interviewtexte und O-Töne, die wortwörtlich von Schauspieler*innen wiedergegeben werden, sowie musikalische Neukompositionen für ein Bläser-Trio.

Mit: Caroline Nagel, Nientje Schwabe, Klaas Schramm, Thomas Lichtenstein, Jan Schreiner, Jakob Rubin, Heidi Bayer

Konzept und Recherche: Julia Roesler, Silke Merzhäuser und das Ensemble

Regie Julia Roesler

Dramaturgie Silke Merzhäuser, Marc-Oliver Krampe

Komposition Insa Rudolph

Ausstattung Charlotte Pistorius

Musikalische Leitung Jan Schreiner

Uraufführung: 29.02.2020 Kleines Haus, Oldenburgisches Staatstheater

Im Januar 2022 entstand der Theaterfilm ÜBERLEBEN, der erstmal am 4.7.2022 im Oldenburgischen Staatstheater gescreent wird.

Nominiert beim Nachtkritik-Theatertreffen und unter die zehn besten Inszenierungen gewählt

„Mit außerordentlichem Fingerspitzengefühl lassen die Schauspieler*innen ihre Rollen zittern, verzweifeln und lachen. Im Zentrum der von Charlotte Pistorius gestalteten Bühne steht ein drehbarer zweistöckiger Turm: ein Treppenhaus ins Nirgendwo, das hier und da Einblicke gewährt, umso mehr aber den Blick verstellt auf Abläufe im Inneren. Klug ist das, wie alles hier, aber unaufdringlich – ohne dramaturgische Schaumschlägerei. Ein Stück wie „Überleben“ ist eine Ensembleleistung oder es scheitert zwangsläufig. Dass der fast zweistündige Balanceakt bei enormer Fallhöhe nicht ein einziges Mal auch nur ins Straucheln kommt, ist eine Sensation.“ taz, Jan-Paul Koopmann 2.3.2020

„„Überleben“ ist ein wichtiger Beitrag, der zur Premiere großen Anklang des Publikums fand. Die Inszenierung bringt Menschen zusammen, um das Thema, um die Getöteten, die Davongekommenen, die Angehörigen, aber auch die Schweiger, Verdränger und Mittäter nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Lange war Theater nicht mehr so lebensbejahend wie diesmal.“
NWZ, Oliver Schulz 1.3.2020

„Im Staatsschauspiel kann man nun einem gewagten Unterfangen beiwohnen: Mit Mitteln des Theaters wird hier versucht, einen Teil zur Aufarbeitung dieser Verbrechen beizutragen. (…) Man gewinnt den Eindruck, dass hier Menschen zum ersten Mal Gelegenheit bekommen haben, über Traumata zu sprechen, welche durch die späten Ermittlungen neu aufgerissen wurden oder durch sie überhaupt erst entstanden – und mit denen sie dann oft allein gelassen wurden.“
Süddeutsche Zweitung, Alexander Menden 1.3.2020

gefördert durch das Land Niedersachsen und die Stiftung Niedersachsen

 

der Theaterfilm wurde im Rahmen der Wiederaufnahmeförderung gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR