digitales Dialogprojekt

Transit

Die beiden Dörfer FRIEDLAND in Südniedersachsen und MORIA auf der griechischen Insel Lesbos haben eines gemeinsam: nur aufgrund ihrer geographischen Lage sind sie zu historischen Angelpunkten der Migration geworden und beherbergen beide heute große Flüchtlingslager. Was kann ein Dorf an den europäischen Außengrenzen uns inmitten Europas vermitteln? Welche Eindrücke können aus erster Hand erfahren werden? Welche Erfahrungen können aufgrund gemeinsamer Erfahrungen von Dorfleben und Lager-Nähe besonders gut geteilt werden?

In dem Labor-Projekt haben wir versucht herausfinden, welche erfahrungsbasierte Expertise sich zu Migration unter den Dorfbewohner*innen finden lässt. Was können wir gesamtgesellschaftlich von diesen Erfahrungen lernen? Was haben sich die Dorfbewohner*innen gegenseitig zu erzählen?

In einer Interview-Recherche wurden in beiden Dörfern Bewohner*innen befragt, die heute das Leben im Lager als stille Beobachter*innen oder als teilnehmende Helfer*innen begleiten. Die aufgezeichneten Gespräche gingen den Fragen nach, wie das Leben im Lager wahrgenommen wird, welchen Kontakt zu geflüchteten Menschen besteht, die nur auf der Durchreise sind, was diese Menschen brauchen und wo die europäische Flüchtlingspolitik scheitert oder unzulänglich ist.

Am 23. November 2019 haben wir die zuvor befragten deutschen und griechischen Dorfbewohner*innen und Interessierte via Videokonferenz in einen Dialog gebracht über ihren Alltag, über die Geschichten, die ihnen begegnen, Herausforderungen und Kompetenzen, die sie dadurch erwerben. Aber auch über fehlende politische Lösungen für die großen – derzeit in Moria eskalierenden Probleme. 

Daraus ist der Wunsch zum Handeln auf der Seite der Dorfbewohner*innen in Friedland entstanden und ein offener Brief an den niedersächsischen Innenminiter Pistorius wurde gemeinsam formuliert. Denn: „Um akute Hilfe in dieser eskalierenden Lage in Moria zu bewirken, brauchen wir Sie, Herr Minister, als unseren politischen Vertreter, der individuelle Lösungen schaffen kann.“

Konzept:
Julia Roesler, Silke Merzhäuser

Recherche Friedland:
Eva Völker

Recherche Moria:
ReFocusMediaLab, Sonia Nandzik

Dokumentation:
Judith Franke

Fotos: Murtaza Narzai, Silke Merzhäuser

Live-Schaltung zwischen den Dörfern Friedland und Moria

23. November 2019
16-18 Uhr

GDL, Haus 4, Raum 126

ein Projekt von werkgruppe2 in Kooperation mit ReFocusMediaLabs

gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft