dokumentarisches Theater-Projekt

Soldaten

Warum meldet sich jemand freiwillig zum Kriegsdienst?  Was machen unsere  Soldaten täglich in Afghanistan? Wie geht man damit um, wenn man die Bilder aus dem Einsatz nicht mehr los wird? Und wie fühlt es sich an, nach einem Auslandseinsatz in eine Gesellschaft zurück zu kommen, für die man sein Leben riskiert hat, die sich dafür aber gar nicht interessiert?
Auf der Basis von Interviews mit aktiven und ehemaligen Soldaten der Bundeswehr haben wir ein szenisch-musikalisches Kaleidoskop entworfen, in dessen Mittelpunkt  die Berichte, Eindrücke und Erlebnisse im Ausland stationierter Soldaten stehen.

Mit: Andreas Jeßing, Nikolaus Kühn, Bernhard Meyer, Karl Miller, Leif Scheele, Martin Schnippa und Sängern des Göttinger Knabenchors

Regie: Julia Roesler

Recherche: werkgruppe2 & Anna Gerhards

Musik: Insa Rudolph

Bühne: Nicola Antonia Schmid

Kostüme: Julia Schiller

Dramaturgie: Anna Gerhards

Autorinnen: Julia Roesler & Isabelle Stolzenburg

„In Göttingen haben eine Regisseurin und zwei Dramaturginnen aus Interviewmaterial ehemaliger deutscher Soldaten im Ausland ein Stück gemacht – ein beunruhigend ruhiger, konzentrierter Abend. … klugerweise wird nicht versucht, eine Kriegsatmosphäre zu schaffen, sondern es wird einfach ein Gefühl von Fremdheit und leichter Ungemütlichkeit hervorgerufen… Nicht anklagend, nicht effekthascherisch, nicht mit äusserlicher Beeindruckungsgestik wird all dies vorgestellt, sondern in einem ruhigen szenischen Nachdenken.“
Deutschlandfunk/ Hartmut Krug

„Die in Göttingen bereits mit einem Projekt über das nahe gelegene Grenzdurchgangslager Friedland nachhaltig aufgefallene Regisseurin Julia Roesler hat daraus (aus Soldateninterviews) einen ebenso eindrucksvollen wie beunruhigenden, in mancherlei Hinsicht schwer erträglichen Theaterabend geformt in grandiosem Ambiente. Die Göttinger „Soldaten“ sind ja nur so krank wie die Gesellschaft, die sich ihrer bedient, um eine politisch strittige Rolle zu spielen im Gefüge der globalisierten Welt; sie sind arme Schweine, und manchmal sind sie selbst schuld daran. Gegenüber vom Ausgang der Salinenhalle liegt ein einsamer Kranz: von einem Veteranen-Verein; für einen, der vor zwei Jahren in Afghanistan starb.“
Nachtkritik/ Michael Laages

„Körperlich erschöpft, seelisch gebrochen, jahrelang an den Erinnerungen an diese Extremsituationen leidend kommen viele deutsche Soldaten aus den Auslandseinsätzen zurück. Regisseurin Julia Roesler sagt, das Stück sei nicht nur vor dem Hintergrund des Libyen-Konflikts aktuell, es solle auch verdeutlichen, wo überall in der Welt deutsche Soldaten kämpfen und gekämpft hatten – und oft nicht mehr wissen, wofür eigentlich. Zwischen  zehntausenden leeren Patronenhülsen deklamieren die Schauspieler ihre Texte. Mehr Bühnenbild braucht es nicht im alten Speicher der Saline Luisenhall, in der die Aufführung stattfindet. Die Stimmung ist fast gespenstisch ruhig und nachdenklich. Was ist aus den Männern geworden, die dieses Land in den Krieg geschickt hat?“
Deutsche Welle/ Jürgen Jenauer

„Aktuelle Dramentexte über Probleme, derzeit fürs deutsche Militär zu arbeiten, sind auf Spielplänen nicht zu finden. Machte sich die Göttinger Werkgruppe 2 um Regisseurin Julia Roesler an ein Tabuthema? „Dass nach den Erfahrungen mit der Wehrmacht seit 15 Jahren schon wieder weltweit deutsche Soldaten diverse Kriege führen, das verdrängt man halt gern“, erklärt Roesler. (…) Da sonst keiner mit Soldaten redet, reden sie jetzt aufs Publikum ein. Von den Gründen der Jobwahl, dem überfordernden Arbeitsalltag, der rohen Brutalität des Krieges ist zu erfahren, von irreparablen Verletzungen an Leib und Seele und den vergeblichen Kämpfen um Entschädigung. (…) Dann spendieren die Mimen den Zuschauern zwei Kisten „Göttinger“-Pils. Geschenke stimmen freundlich, Alkohol sediert. Das nutzt Roesler heimtückisch, um nun die übelsten Sentenzen darzubieten – wie Hass auf Moslems, Gewaltgeilheit, Terrorfantasien, Homophobie. Beängstigend authentisch.“
Deutsche Bühne/ Jens Fischer

eine Produktion von werkgruppe2 in Koproduktion mit dem Deutschen Theater in Göttingen. Eine Kooperation mit dem Knabenchor Göttingen

gefördert durch das Land Niedersachsen und die Stiftung Niedersachsen