Roma sind mit 10 Millionen Angehörigen die größte ethnische Minderheit Europas. Wo immer Roma heute in Europa ansässig sind, sind sie mit Stereotypen, Diskriminierung und Ausgrenzung konfrontiert. Von den Nationalsozialisten wurden sie in Konzentrationslagern ermordet. Während des Jugoslawienkriegs hat man sie im Zuge ,ethnischer Säuberungen‘ verfolgt, getötet oder vertrieben. Oder Arbeitslosigkeit und Armut zwingen viele Roma in Länderzu emigrieren, in denen sie „als lästige Arme, als fremde Hilfsbedürftige, als „aggressive Bettler, als ungefragte Anbieter unnützer Dienstleistungen, als Sozialschmarotzer, als Eindringlinge gesehen“. Und die Regierungen der westlichen EU-Länder weisen durch ihre Asyl- und Migrationspolitik die Verantwortung zurück in die Herkunftsländer.
Wie beschreiben sich die Angehörigen dieser transnationalen Bevölkerungsgruppe selbst? Welches Bild haben sie von den Mehrheitsgesellschaften der Länder, in denen sie leben? Was wäre in ihren Augen notwendig für ein gelingendes Zusammenleben? Welche Perspektiven sehen sie in einem Europa der Zukunft?
Ein weiteres Mal richtet werkgruppe2 den Blick auf ein europäisches Thema. Auf der Grundlage von Interviews, die in Rumänien, Frankreich und Deutschland geführt wurden, zusammen mit Roma-Musikern und einem multinationalen Schauspiel-Ensemble entsteht ein Theaterprojekt, das nach seiner Uraufführung in Braunschweig auf Europa-Reise geht.
Mit: Simon Bourgade, Gina Calinoiu, Ursula Hobmair, Flavius Retea und den Musikern Dejan Jovanovic (Violine) und Dejan Jovanovic (Akkordeon)
Regie Julia Roesler
Recherche Hamze Bytyci/Silke Merzhäuser/Julia Roesler
Ausstattung Charlotte Pistorius
Video Charlotte Pistorius/ Veronika Patočková
Dramaturgie Silke Merzhäuser/ Christine Besier
Fotos: Volker Beinhorn/ Isabel Winarsch
Uraufführung: 23.02.2017
Weitere Vorstellungen:
25.02./28.02./ 1.03./2.03./ 4.04./5.04.2017 Braunschweig, Husarenstrasse
31.03./ 1.04.2017 Hannover, Pavillon
2.04.2017 Göttingen, Junges Theater
8.04.2017 Berlin, Heimathafen Neukölln
11./12./13.06.2017 Timisoara, Nationaltheater
14./15.11.2017 Nancy, Théâtre de la manufacture
„Das Doku-Stück „Gypsies“ ist ein so einfühlsamer wie riskanter Theaterabend über Roma. In der intensiven schauspielerischen Umsetzung werden aus nüchternen Lebensbeschreibungen packende, persönlich berührende Klagen, aus Alltagssituationen der meist Staatenlosen eine herzzerreißende Seelenschau.Da, wo die Sprache endet, beginnt die Musik. Melancholisch, rhythmisch wirbelnd bis zur Ekstase. Ohne Form und Maß? Macht uns das Angst, uns Ordnungsfanatikern? Nähe entsteht aus Vertrautheit, Verständnis durch Wissen. Eine anstrengende Kausalität. Gerade deswegen viel Applaus für ein gelungenes Experiment. Hier lässt sich Respekt gewinnen. Es lohnt sich.“
Braunschweiger Zeitung
GYPSIES ist eine Produktion von werkgruppe2.
In Koproduktion mit dem Staatstheater Braunschweig, dem Nationaltheater Timisoara und dem Théâtre de la Manufacture Nancy
gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, das MWK des Landes Niedersachsen und die Stiftung Niedersachsen