dokumentarisches Theater-Projekt mit dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt

Die Georgier

Das Georgische Kammerorchester wanderte 1991 aus: von Tiflis, wo der Bürgerkrieg kurz vor dem Ausbruch stand, ins deutsche Ingolstadt mit Unterstützung des dort ansässigen Autokonzerns Audi. Was zu Beginn wie ein temporäres Arbeitsangebot aussah, wurde zum Exil bis heute, wo das Orchester als professionelles Kammerorchester, weitestgehend mit georgischen Musikern besetzt, existiert und das kulturelle Leben der Stadt maßgeblich prägt.

Die Aufnahme des Orchesters wird heute in Ingolstadt als Erfolgsgeschichte erzählt – als gelungene Integration. In dem dokumentarischen Theaterprojekt erforscht werkgruppe2 Fragen den Geschichten nach, die sich hinter der ungewöhnlichen Übersiedlung eines gesamten Orchesters verbergen. Was waren die Gründe für den Entschluss wegzugehen? Wie sehen die individuellen Geschichten einzelner Musiker aus, welche Erfahrungen brachten sie mit? Gelingt es mit Hilfe von Musik, die Fremdheit in einer neuen Gesellschaft zu überwinden? Was sind die Bedingungen und Voraussetzungen für einen gelungenen Neuanfang?
In diesem Projekt begibt sich werkgruppe2 mit Mitgliedern des Georgischen Kammerorchesters auf die Suche nach prägenden Erlebnissen und resultierenden Einschätzungen. Auf Basis von Interviews entwickeln sie  gemeinsam mit Schauspielern des Stadttheaters Ingolstadt sowie Musikern des Georgischen Kammerorchesters einen Theaterabend über die vielstimmige und ambivalente Geschichte des Orchesters.

Mit:
Ingrid Cannonier, Katrin Wunderlich, Jan Gebauer, Péter Polgár, Sebastian Witt
und den Musikern:
Lia Chkhartishvili, Viktor Konjaev, Tamaz Lomidze, Viktor Sikarulidze, David Tsadaia

Regie: Julia Roesler

Musikalische Leitung: Nikoloz Shamugia

Recherche und Konzept: Merzhäuser/ Roesler

Ausstattung: Charlotte Pistorius

Dramaturgie: Silke Merzhäuser, Rebecca Reuter

Fotos: Jochen Klenk

Premiere: 15.11.2016, Festsaal
Stadttheater Ingolstadt

weitere Vorstellungen:
28./ 30.11. und 12./19.12.2016

„Die Georgier“ ist ein wunderbares Stück, das die Dokumentar-Theatertruppe Werkgruppe 2 mit den Musikern und für die Musiker entworfen hat.(…) nverbrüchlich geben sie die Funde aus den Gesprächen fünf Schauspielern in den Mund, die mit reizender menschlicher Schläue und lustiger Sprache zu den Georgiern werden, die damals ankamen.(…) Das Tolle an dem Stück ist, dass es die spezifisch märchenhafte Geschichte des Orchesters erzählt, aber auch viel über das Europa der letzten 25 Jahre. Dabei mag es eine Gratwanderung sein, die drei Schauspieler und die zwei Schauspielerinnen so sprechen zu lassen, wie es Menschen halt tun, die von weit her kommen. Aber es geht auf, es ist sicherlich auch sehr lustig, Lebensweisheit aus dem Osten, fröhlich und kugelaugenrund, und so menschlich schön. Und auch dies ist die Aufführung: ein prima Konzert.“ 
Süddeutsche Zeitung, Egbert Tholl

„Die Geschichten der Georgier machen einem auf sympathische Weise bewusst, dass neben einem Menschen leben, die sich zwischen zwei Welten eingerichtet haben. Der werkgruppe2 gelingt es, diese Menschen sehr ernst zu nehmen und deren Kunst besser schätzen zu lernen, ohne sich aufzudrängen. Das Stück wird irgendwann abgespielt sein, während das Kammerorchester noch jahrelang in Ingolstadt spielen und dann immer noch mit der Aura des Besonderen umgeben sein wird.“ 
nachtkritik, Willibald Spatz

„Der Applaus im Ingolstädter Festsaal ist eine Demonstration. Ein Eingriff der Realität in die Scheinwelt des Theaters. Er sagt: Ja, wir Ingolstädter heißen Euch willkommen in unserer Stadt. Ihr gehört jetzt dazu. Ein berührender, magischer Augenblick, der all das verdichtet, wovon das Theaterstück des Göttinger Künstlerkollektivs werkgruppe2 handelt.“
Donaukurier, Jesko Schulze-Reimpell

eine Produktion des Stadttheater Ingolstadt